
Also ich !
Da
nach einiger Zeit im Bauch meiner lieben Mama, für mich und meinen Bruder,
der etwas kräftiger war als ich, immer weniger Platz war, brachten wir meine
Mama zum Doktor. Und bei der Geburt war mein Bruder eine Minute schneller
als ich. Ich habe das Tageslicht dann am 13.o3.2008 um 14.57 Uhr zum
ersten Mal gesehen.
Als meine Mama mich
dann zum ersten Mal ansah, hörte ich Sie sagen: oohhh,
der
Kleine ist ja wie ein Double von seinem Papa, und schon hatte ich meinen
Rufnamen „Micu“ - der Kleine. So
ganz passte mir das aber gar nicht, denn im Bauch meiner Mama war ich der
Boss, und wie ein Boxer, denn mein Bruder kam bereits mit 2 blauen Flecken
auf die Welt, die ich ihm anscheinend verpasst habe. Als unsere Mama meiner
„großen“ Schwester von meinem Abenteuer im Bauch erzählte, sagte sie auch
gleich, dass ich der Boxer in der Familie bin, und mein Bruder der
Karate-Mann, weil der nichts anderes gemacht hat, als sich immer nur zu
wehren.
Als Mama noch mit mir
im Krankenhaus war, hat mir das Essen nicht so gut geschmeckt, aber dann zu
Hause, da konnten mich Mama und Papa nicht mehr vom Essen abhalten.
Das konnte man dann
auch richtig deutlich sehen, denn ich habe ständig zugenommen. Als einen
Rekord habe ich es geschafft, innerhalb von 3 Wochen 2 kg zuzunehmen. Beim
Essen war mein Bruder etwas fauler, und das war ja richtig gut für mich,
denn so bekam ich mehr, und das schmeckte dann noch besser, denn ich ja
wusste, dass es sein Essen war.
Und dann kam der Tag,
wo wir unsere erste längere Fahrt machten. Mama und Papa wollten, dass wir
eine besondere Familie kennen lernen. Ruth und Manfred aus Eitorf, ganz ganz
liebevolle Menschen. Bereits beim kennen lernen war es sofort Liebe auf
den ersten Blick, und mein Bruder und ich waren glücklich, diese Menschen
als Taufpaten zu haben.
Da
ich allen zeigen wollte, dass ich ein ganz besonderes Baby bin, habe ich
bereits nach 2 Monaten alle überrascht, als ich nach meinem Papi gerufen
habe, mit unserem gemeinsamen Namen „Eric“. Keiner konnte das glauben und
verstehen und meine Eltern dachten, sie träumen. Und meine „große“
Schwester, die dabei war, wollte ich auch nicht enttäuschen, Yasmin sollte
nicht sauer sein, weil ich Ihren Namen nicht zuerst gerufen habe, aber
das sie nicht traurig wird, habe ich ganz leicht hinbekommen. Ich habe
nur sie, sie ganz allein, mit meinem schönsten Lächeln angeschaut, und da
war sie genau so happy und glücklich, wie mein Papa, als er seinen Namen von
mir hörte.
Ganz stolz auf uns
war auch Oma Maria, aber da Sie sehr krank war, und fast nur im Bett lag,
konnte Sie uns nicht so oft besuchen. Aber immer dachte Sie an uns und
strickte uns die schönsten und süßesten Sachen. Und weil wir wussten, dass
Sie sich von ganzen Herzen freut und es Ihr besser geht wenn Sie uns sieht
, haben wir Oma Maria immer wieder besucht, und als Sie dann im
Krankenhaus lag haben Mama und Papa sich überlegt, Ihr dann noch eine
größere Freude und Überraschung mit uns zu machen, wir sollten
im
Krankenhaus getauft werden. Und dabei hat auch gleich unser Onkel Robert
unserer Mama und unserem Papa geholfen, diese Überraschung perfekt und schön
zu machen.
Unsere Taufpaten,
Ruth und Manfred, haben alles stehen und liegen gelassen, damit wir unserer
Oma diese Freude machen konnten. Wir beide waren sehr lieb und brav, und
selbst mein Brüderchen, der sonst die meiste Zeit weinte, war ruhig und
still. Und als uns der katholische Pfarrer mit dem Taufwasser taufte, haben
wir beide uns nicht erschreckt. Alle Gäste waren erstaunt und überrascht,
dass wir so lieb waren und alles ohne zu weinen mitgemacht haben. Alles war
super und schön, ganz genau so, wie Mama und Papa das für die Oma geplant
haben. Unsere Oma Maria war glücklich und stolz über diese gelungene
Überraschung und freute sich von ganzen Herzen, bei diesem schönen Ereignis
dabei sein zu können.
Als wir dann das
Krankenzimmer verlassen wollten, hat sich Oma Maria von uns verabschiedet
und sagte leise zu mir, du wirst bestimmt einmal „der Größte“. Ich glaube,
Sie wusste genau dass Sie uns das letzte Mal sieht, und dass Sie am
nächsten Tag in den Himmel fliegt. Ich schaute Sie ganz still an und hatte
Tränen in den Augen.
Eine Woche später
haben Mama und Papa dann entschieden, dass wir alle gemeinsam nach
Rumänien fahren, und dabei waren wir beide gerade 3 Monate alt. Auf der
ganzen Stecke war ich sehr brav, nur mein Brüderchen hat ab und zu etwas
geweint. Zum Glück war unsere große Schwester Yasmin dabei, die hatte viel
Spaß mit uns und hat immer wieder auf der langen Strecke mit uns gespielt.
Als wir dann endlich nach der langen Fahrt im
Lugoj
ankamen, wurden wir von unserer anderen Oma und Opa erwartet, die sich
schon riesig auf uns freuten, da Sie uns zum ersten Mal sehen konnten. Wir
waren gleich der Mittelpunkt. Sie haben uns in den Arm genommen, mit uns
gespielt und gelacht und wir konnten spüren, wie sehr sie uns lieben und
wie wir sie lieben. Ich war bald das bekannteste Baby in Lugoj, denn ich
habe mit jedem gespielt und gelacht, der mich in den Arm nahm und lieb
hatte. Ich war halt etwas schlauer als mein Brüderchen, der immer nur in den
Armen von Papa sein wollte. Jeden Tag haben wir mit unserer großen Familie
etwas Neues erlebt. So waren wir auch draußen im Grünen und als wir müde
waren, sind wir ruhig eingeschlafen. Aber als mich dann ein schöner Geruch
von Cevapcici überwältigte, hätte ich alles getan, um davon ein Stück zu
bekommen und daran zu naschen. Oma hat uns Biskuits mit Milch oder Äpfel
gemacht, die uns super super lecker schmeckten. . Ja, irgendwie hatten wir
die Schnauze von der ständigen Baby-Nahrung voll. Und die Oma war richtig
nett. Immer nach dem Essen hat Sie uns schön angezogen und in den
Kinderwagen eingepackt, und dann ist Sie mit uns in den Park gefahren, wo
Yasmin und Opa bereits auf uns
warteten. Auch all die anderen Leute und Kinder haben uns angeschaut und mit
uns gespielt. Wir waren sehr sehr Stolz und eingebildet, denn keine waren
so süß wie wir. Und immer wieder konnte ich hören, dass ich meinem Papa
sehr ähnlich bin. Und auch bei Oma zu Hause habe ich dann noch einen
„Knaller“ gebracht, und zwar, als ich laut „Mama“ gerufen habe, so dass alle
ganz erstaunt waren. Aber was sollte ich sonst machen, wenn ich sie
vermisst habe und und Sie sehen wollte.
Als wir dann wieder
nach Hause, nach Deutschland, fahren mussten, war ich nicht so einfach
damit einverstanden. In Rumänien war es sehr schön und gut, und ich habe
mich richtig wohl gefühlt. Jeden Tag
waren
alle so lieb und nett zu mir, und ich wanderte von Arm zu Arm.. Die ganze
Strecke nach Hause war ich unglücklich habe ich nur geweint, nur mein
Brüderchen war ruhig. Aber dann, als wir wieder zu Hause ankamen, hat mir
Mama eine sehr leckere Suppe gegeben und dabei habe ich schnell vergessen,
dass ich so traurig bin. Yasmin hat uns eine Tanzshow vorgeführt und mit
uns gespielt und mir dann meine Milchflasche gegeben, alles war super und
ich wieder froh und zufrieden. Papa hat dann noch mit mir Flugzeug
gespielt, und ich habe viel gelacht und Papa meinte, daß ich ein
„Supermann“ bin, weil ich soviel Mut und Energie habe. Es hat viel Spaß
gemacht, immer oben zu sein, hoch in Richtung zum Himmel.
Ich war immer sehr
ehrgeizig und eigenständig, alles wollte ich alleine machen. Schnell habe
ich
es
geschafft, von ganz allein im Autositz zu schaukeln, und dabei habe ich mich
durch das ganze Zimmer gekämpft,
von einer Ecke in die andere, sodass Mama und Papa immer sagten: „Baby, wo
willst du denn so alleine hin?“ Es war halt langweilig, immer nur auf einer
Stelle zu stehen und ruhig zu bleiben. Ich musste mich bewegen, wollte die
Welt entdecken. Ich habe auch schnell gelernt, wie ich meine Flasche halten
muss, um alleine zu trinken. Auch die leckeren Biskuits nahm ich schon
allein in meine Händchen und in den Mund. Man muss sich halt zu helfen
wissen, wenn man immer Hunger hat, so wie ich. So war ich auch immer im
Vorteil gegenüber meinem Bruder.
Jeden Tag in meinem
jungen Leben war ich auf Entdeckung und wollte immer was Neues Kennen
lernen. Ich
war
neugierig und wollte wissen was es noch alles so gibt. Mit der Hilfe von
Mama und Papa habe ich dann versucht, gehen zu lernen. Irgendwie war das
wunderbar. Am liebsten währe ich nur noch gelaufen, aber Mama und Papa haben
das nicht so mitgemacht, so wie ich wollte, Sie sagten immer wieder, dass
das noch nicht so gut ist. Sie wollten einfach nicht verstehen, wie
langweilig so ein Tag ist, immer nur liegen oder auf den Pampers zu sitzen.
Und da gab es ja auch noch Nutella (mhm schmeckte der lecker),
und
davon wollte ich immer viel essen, um groß und stark zu werden, wie Papa,
aber Mama sagte immer „es ist jetzt genug“. Ich wollte laufen, ein Baby zu
sein ist nicht so schön, aber groß zu sein, das ist interessant, dann kann
man jeden Tag vieles machen. Und als ich dann noch entdeckte, wie gut eine
Bratwurst schmeckt, war ich mir 100%-ig sicher, das Babyleben ist nichts
für mich. Ich musste schnell groß werden. ????? Warum bin ich nicht schon
als Erwachsener zur Welt gekommen?
In der Nacht vom 18.
auf 19. Oktober, ich habe ganz ruhig und still geschlafen, musste ich dann
mein süßes Babyleben aufgeben, um in den Himmel zu fliegen. Ohne mich von
den liebsten Menschen zu verabschieden, hat
mich
der liebe Gott zu sich gerufen. Hier oben hat man mich schon erwartet, und
es ist so, wie meine Oma Maria es sagte, bevor sie in den Himmel geflogen
ist, hier bin ich auch etwas Besonderes, „der Größte“.
Und von hier aus
schaue ich jeden Tag auf meine liebevolle Mama, meinen stolzen Papa, auf
mein Brüderchen, der mich bestimmt besonders vermißt, und meine süße
Schwester Yasmin. Auf meine ganze andere Familie wie Oma, Opa, Onkel und
Tante und meine Pateneltern. Von hier oben passe ich auf und achte auf Alle,
genauso wie Sie auf mich geachtet haben.
In Gedanken werde
ich immer bei Euch sein, auf Euch aufpassen und lieben.

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